Bildgebung der Nieren – Entzündungen und Tumoren
15.10.2025, Lesedauer: 9 Minuten
Radiology Advanced Academy | 22. Mai 2025 | 19:00–20:30 Uhr | Online
Referent: Prof. Dr. Dr. M. Maurer
Herzlichen Dank an alle, die am 22. Mai 2025 an der RA Academy Online teilgenommen haben. Ich habe mich sehr über das große Interesse, die vielen Fragen und den lebhaften Austausch gefreut. Für diejenigen, die am vergangenen Donnerstag nicht dabei sein konnten, möchte ich die wesentlichen Inhalte des Vortrags hier noch einmal zusammenfassen.
Das Thema des Academy-Vortrags war „Bildgebung der Nieren – Entzündungen und Tumoren“. Moderne Bildgebungsverfahren wie Ultraschall, CT und MRT eröffnen uns heute eine beeindruckende diagnostische Präzision. Sie ermöglichen nicht nur eine zuverlässige Abklärung akuter Beschwerden, sondern auch die sichere Differenzierung zwischen entzündlichen und neoplastischen Veränderungen – und bilden damit die Grundlage für eine gezielte Therapieplanung und für bildgebende Verlaufskontrollen.“
Grundlagen der Nierenbildgebung
Zunächst wurden die am häufigsten verwendeten bildgebenden Verfahren kurz vorgestellt. Der Ultraschall ist dabei sehr häufig das zunächst verwendete bildgebende Verfahren, insbesondere bei akuten Beschwerden. Er punktet durch seine breite Verfügbarkeit und den Vorteil der fehlenden Strahlenbelastung. Grenzen zeigen sich allerdings bei adipösen Patienten oder bei tief liegenden Nieren, wo die Bildqualität eingeschränkt sein kann. Die Computertomographie (CT) gilt als weiterführendes Verfahren bei akuten Notfällen. Sie ist hochsensitiv für die Erkennung von Steinen, Abszessen oder Entzündungen und liefert rasche Ergebnisse, was gerade in der Notfalldiagnostik unverzichtbar ist. Zudem können Tumoren treffsicher erkannt und verlaufskontrolliert werden. Die Magnetresonanztomographie (MRT) bietet eine hervorragende Weichteildarstellung und ist besonders wertvoll, wenn Tumoren durch die Vielzahl an verschiedenen Sequenztechniken charakterisiert werden sollen oder aber CT-Kontrastmittel nicht gegeben werden können. Auch für die Beurteilung vaskulärer Strukturen ist sie von großem Nutzen, und das ohne Strahlenexposition für die Patienten.
Nierenentzündungen (Nephritis / Pyelonephritis)
Die verschiedenen Arten der Bildgebung spielen vor allem dann eine Rolle, wenn klinisch komplizierte oder unklare Verläufe von Nierenentzündungen vorliegen. Typische Hinweise auf Entzündungen sind Fieber, Flankenschmerzen und erhöhte Entzündungsparameter. In den verschiedenen Modalitäten stellt sich dies wie folgt dar:
- Ultraschall: vergrößerte Niere mit inhomogenem Parenchym
- CT: keilförmige Minderperfusionen, diffuse entzündliche Imbibierungen im perinephritischen Fettgewebe mit erhöhter Dichte
- MRT: Nachweis von Ödem in den betroffenen Arealen des Nierenparenchyms im angrenzenden Fettgewebe.
Komplikationen wie Abszessbildung, Pyonephrose oder eine Ausbreitung in das paranephritische Gewebe lassen sich vor allem mittels CT und MRT zuverlässig diagnostizieren.
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Solide Nierentumoren
Das Nierenzellkarzinom (RCC) ist der häufigste maligne Nierentumor, v. a. in klarzelliger und papillärer Form. Seltener treten chromophobe RCC-Läsionen auf. Daneben gibt es Urothelkarzinome sowie benigne Tumoren wie das Angiomyolipom.
- Ultraschall: Tumoren meist echoarm
- CT: Beurteilung der Kontrastmittelaufnahme zur Abgrenzung solider vs. zystischer Läsionen, zudem Bewertung der Kontrastdynamik in verschiedenen Kontrastierungsphasen der Nieren
- MRT: Möglichkeiten einer noch detaillierteren Charakterisierung mittels Nutzung einer Kombination verschiedener Sequenzen, Darstellung vaskulärer Invasionen
Differenzialdiagnostisch sind komplexe Zysten (Bosniak-Klassifikation) sowie entzündliche Pseudotumoren zu beachten. Für das Staging bei soliden Nierentumoren sind CT und MRT unverzichtbar.
Zystische Nierenläsionen
Die Bosniak-Klassifikation teilt zystische Nierenzysten in die Stadien I–IV ein. Sie ist der Standard für die weitere klinische Einordnung zur Trennung benigner und maligner Läsionen. Sie ist damit entscheidend für die Planung, welche Läsionen einerseits gar nicht kontrolliert werden müssen, einem festen Follow-Up-Schema zugeordnet werden, oder anderseits unmittelbar chirurgisch entfernt werden sollten.
Rolle der interventionellen Medizin
Neben der Diagnostik gewinnt die interventionelle Radiologie zunehmend an Bedeutung. Im Hinblick auf die Nieren sind hierbei bedeutsam:
- Biopsie: Histologische Abklärung unklarer Befunde. Die Bildsteuerung ermöglicht hierbei die zielsichere Gewinnung von Gewebe.
- Minimalinvasive Ablation: z. B. Radiofrequenz- oder Kryoablation, insbesondere bei kleineren Tumoren eine effektive Therapieoption
Take-Home Messages
- Ultraschall stellt in der Nierenbildgebung eine breit verfügbare erste diagnostische Maßnahme dar. CT und MRT sind unverzichtbar für weiterführende Abklärungen von Notfällen, zur Charakterisierung von fokalen Nierenläsionen und bei Follow-Up-Untersuchungen.
- Bei Pyelonephritis dient die Bildgebung der Erfassung komplizierter Verläufe.
- Das Nierenzellkarzinom erfordert eine Mehrphasen-Bildgebung für Diagnose und Staging.
- Die Bosniak-Klassifikation dient der Charakterisierung von zystischen Nierenläsionen und zur Ableitung eines sinnvollen Vorgehens im Follow-Up.
- Die interventionelle Radiologie leistet einen wichtigen Beitrag bei der bildgesteuerten Gewinnung von Gewebe und durch ein breites und sich weiter entwickelndes Spektrum an minimal-invasiven Therapiemethoden.